Es sungen drei Engel

Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler und Julius Weismann
Gesamteinspielung

Künstler: Frauke May, Bernhard Renzikowski

Label: Querstand, DDD, 2007-2014
2 St. 22 Min., 2 CDs

„Frauke May ist eine angenehme Mahler-Exegetin, sie überinterpretiert nicht, sondern singt mit Geschmack und Charakterisierungskunst. Ein Album, das neugierig macht. Mehr Weismann, bitte! Und das ein Kuriosum bietet: eine Sängerin im Duett mit sich selber.“

Badische Ztg.

Frauke May und Bernhard Renzikowski über dieses Album:

«Versuchen wir aber über den inneren Gehalt und die Schönheit eines musikalischen Werkes zu reden, so versagt unsere Sprache fast völlig…» (J. Weismann).

Den Kompositionsstil des Freiburger Komponisten, Pianisten und Dirigenten Julius Weismann (JW) anhand seiner Wunderhorn-Vertonungen (WV) erschöpfend einzuordnen, wäre bei einem so umfangreichen Gesamtwerk verfehlt. Sein Schaffen umfasst alle Bereiche mit Ausnahme der Kirchenmusik. Großen Erfolg hatten seine sechs Literatur-Opern nach Strindberg, Büchner u.a. Mit dem Kunstlied beschäftigte er sich sein ganzes Leben, und es entstanden 260 Lieder und Duette auf stets anspruchsvolle Lyrik (Goethe, Eichendorff, Heine, Rilke, Tagore u.a.). Wie Gustav Mahler (GM) vertonte auch er eigene Gedichte. Während seine Werke in erheblicher Zahl zu Lebzeiten auch über Deutschlands Grenzen hinaus zur Aufführung kamen, gehört es zur Tragik einer ganzen Komponistengeneration, dass im von Atonalität, Dodekaphonie und ersten Versuchen experimenteller Musik geprägten Nachkriegsdeutschland kein Platz mehr war für ein Werk, das ausdrucksmäßig auf die Spätromantik und formal bis zu den Wurzeln Bachs zurückgreift. Die WV sind noch seiner spätromantischen Phase zuzuordnen. Ihr Ausdrucksradius reicht von der schlichten Volksweise, ironischen Spottliedern und innigen Liebesbekundungen bis zur großen dramatischen Ballade. Der Klaviersatz ist brillant, die Melodielinie strukturiert und in ein tonales Geschehen eingebettet. »Seine Musik ist in denBereichen des Metaphysischen beheimatet, er empfindet sich nur als Mittler eines Geschenkes, das er in begnadeter Stunde empfängt. Modernste, in den Grenzbezirken der Tonalität schweifende Harmonik verbindet sich organisch mit unerbittlicher Strenge undgläubiger Demut der musikalischen Konzeption«, beschrieb Wieland Wagner, Freund und Förderer, seine Musik. Nach umfangreichen Studien u.a. in München bei Rheinberger und Thuille ließ sich JW in seiner Geburtsstadt Freiburg nieder, wo er ab 1930 auch an dem von ihm und Erich Doflein gegründeten Musikseminar Tonsatz und Klavier lehrte. 1941 gab er diese Tätigkeit auf, komponierte jedoch weiter bis zu seinem Tod.

Wenn GM äußert: »Meines Wissens sind die Wunderhornlieder [bisher] nur vereinzelt komponiert worden. …Und dass ich…schließlich den Anstoß zu dieser Mode gegebenhabe, ist außer Zweifel«lässt vermuten, dass er Zeitgenossen wieHaas,dʼAlbert, den Wiener Theodor Streicher (mit immerhin 30 WV) und JW inspiriert haben muss. Kein anderer jedoch hat die Wunderhornlieder in der Brentano’schen Tradition des Bearbeitens so radikal als literarische Materialvorlage genommen und nachdichtend sein Gedicht neu herausgearbeitet. Geht eine Vielzahl der WV von JW auf den Liedtypus Schuberts zurück, sowohl in der Anlage der Strophenlieder als auch durch seine die Emotion des Liedes eher farbgebende, der Dramaturgie folgenden Klavierbegleitung, so lassen Lieder wie die Die AmmenuhrAbendlied  und vor allem Verspätung anders aufhorchen. Alle drei Balladen weisen eine wesentlich differenzierte Klavierstimme auf, die den Text auf anderer Ebene interpretiert. Die einzige Doublette beider Komponisten, Verspätung und Das Irdische Leben, zeigt eindrucksvoll, wie eine völlig unterschiedliche musikalische Gestalt dem gleichen Text eine ebenbürtige Eindringlichkeit gibt. Im Irdischen Leben ist es das komponierte Ablaufen der Zeit durch die unerbittlich vorwärtsdrängenden 1/16-Figuren; das Kind stirbt in den 16 Takten des Cantabile-Zwischenspiels. Im Schlussvers nimmt der Erzähler gar den gesanglichen Duktus des Kindes auf und die »Totenbahr« erklingt im ff-Entsetzen. In Verspätung sind es die Schritte des Sensenmannes,die von Anbeginn als Trauermarsch, sich steigernd vom p bis zum ff, das Sterben des Kindes vorwegnehmen. Hier ist es das Kind, das mit seinem qualvollen »sonst sterbe ich« auf dem höchsten und längsten Ton des Liedes im ff schreit.

GMs Begriff der Humoreske, jenes »Lachen, worin noch ein Schmerz und eine Größe ist« (Jean Paul) erhellt sich durch seine Nähe zur klassischen Loewe’schen Ballade. Die Weiterentwicklung seiner Balladen liegt im »(…)durchkomponieren, als das wahre Prinzipder Musik(…)« (GM) einerseits, doch noch radikaler, indem er vom Erzähler durch seine Tonsprache geradezu einfordert, emotional Stellung zu beziehen. Dieser wird zum unmittelbar Betroffenen. Sein Ton hat nicht mehr die Spur von Distanz und Neutralität sondern jenen Seelenton, der in seiner Kompromisslosigkeit auch bis über die Grenzen des schönen Tones gehen muss. So steht ebenso der Interpret ganz in der Pflicht des Nachdichtens. Im Tamboursʼgsell, dem einzigen Lied mit dem Untertitel Ballade, ist diese Subjektivierung im inneren Dialog des Tambours, der mit »brechender Stimme« endet, besonders berührend. Unsere Einspielung folgt der Gedichtreihenfolge der Sammlung Des Knaben Wunderhorn (nur das erste Lied wurde titelgebend vorangestellt). Möge sich dem Hörer ein musikalisches Wunderhorn zweier Tondichter eröffnen.

»…ich bin und bleibe ein grundsätzlicher Gegner jeder Analyse(…)dem Hörer kann niemand helfen. Nur er selbst(…)indem er nochmals und nochmals hört!« (G.Mahler)

Singend Nachdichten – ein musikalisch  – interpretatorischer Ansatz

HUGO WOLF: MÖRIKE – LIEDER

Frauke May, Bernhard Renzikowskis

Welterste Gesamteinspielung

57 Lieder 2 Std. 39 Min., 2 CDs

Koproduktion:WDR-Köln/Arte Nova/BMG

Mörike-Rausch: „Frauke May singt alle 57 Mörike-Lieder von Hugo Wolf, alle, also auch die Männerlieder, was die Puristen wohl etwas schockieren wird. Die anderen werden sich freuen an einer Liedsängerin, die mit Intelligenz ihre breiten stimmlichen Mittel einsetzt und diesen poetischen Kleinodien in jeder Hinsicht gerecht wird.“ 

Musik und Theater

Max Reger: Schlichte Weisen op.76
Fünf Neue Kinderlieder op.142

Welterste Gesamteinspielung

1 Std. 40 Min, 2 CDs

Frauke May, Bernhard Renzikowski

Koproduktion:WDR/Arte Nova/BMG

„Die Interpretation knüpft an das Kunstlied der Romantik an, doch noch näher steht sie dem echtem Volkslied, das man heute kaum noch kennt: Frauke May bewahrt sich dabei eine liedhafte Natürlichkeit, die auf alles Exaltierte verzichtet – Virtuosität unter dem Mantel des Schlichten!“

CD Journal

MAX REGER: 30 LIEDER

Koproduktion: WDR/Arte Nova/BMG

1 Std. 01 Min, 1CD

Frauke May, Bernhard Renzikowski

„Frauke May besitzt einen üppigen, dunklen Mezzosopran voller Atemreserven, der vermutlich Meriten als Fricka und Waltraute sammeln könnte. Sie singt sehr auf Linie und vermeidet dadurch „Konsonantenspuckerei“. Der von ihr bereitwillig eingesetzte große Ton bekommt den Reger-Liedern gut, zumal sie ausgefeilt musiziert sind.“ 

Opernglas